Wie wäre es, wenn wir ganz ohne schlechtes Gewissen einen Teil unserer Meetings an einem Ort mit frischer Luft verbringen könnten und dazu auch noch etwas für unsere Gesundheit tun würden? Ich finde, das klingt nicht nur gesund, sondern vor allem nach Abwechslung im Arbeitsalltag.
Als kleinen Impuls möchte ich Ihnen deswegen die Idee näher bringen, Abstimmungstermine nach draußen zu verlegen und mit einem Spaziergang zu verbinden. Denn, bei dieser Art von Meetings kommt nicht nur Bewegung ins Spiel, sondern sie fördert auch die Qualität von Abstimmungsterminen bei Eins-zu-Eins-Gesprächen. Eins-zu-Eins steht in diesem Artikel für den Austausch zwischen zwei KollegInnen, deren berufliche Beziehung zueinander auf der selben oder auf unterschiedlicher Managementebene stattfindet.
Abstimmungstermine zwischen KollegInnen, egal ob mit oder ohne Führungsverantwortung, finden täglich en masse statt. Meistens in Büros, Meetingräumen oder aber auch beim Mittagessen.
Mal abgesehen davon, dass in vielen Unternehmen eine Knappheit an zur Verfügung stehenden Meetingräumen besteht, gibt es auch noch weitere Gründe, die für eine Verlegung eines Meetings nach draußen sprechen. Und damit meine ich nicht das Mittagessen auswärts.
Seitdem ich Führungsverantwortung übernommen habe, führe ich regelmäßig Eins-zu-Eins-Abstimmungstermine mit meinen TeamkollegInnen. Die Themen, die wir dabei besprechen, betreffen oft persönliche Perspektiven des jeweiligen Teamkollegen/der jeweiligen Teamkollegin; können aber auch privater Natur sein. Zur Teamführung gehört schließlich auch, im Bilde darüber zu sein, wie es dem jeweiligen Kollegen/der jeweiligen Teamkollegin geht und was ihn/sie beschäftigt.
Das ist ein normales Vorgehen und stellt auf den ersten Blick keine Besonderheit da. Sollte es zumindest nicht, wenn es als wichtig erachtet wird, dass ein persönlicher Austausch fernab vom Tagesgeschäft in Form von E-Mails, Telefonkonferenzen oder Skype-Nachrichten seinen Platz findet.
Die Besonderheit nun ist aber, dass wir diese Meetings nach draußen verlegen. Diese Form der Meetinggestaltung scheint sich immer mehr zu etablieren. Und das zu Recht, wenn man beide Varianten von Eins-zu-Eins-Abstimmungsterminen erlebt hat. Es ist übrigens nicht notwendig, einen Wald vor der Tür zu haben, Hauptsache raus!
Interessant bei den Meetings, die ich bei einem Spaziergang führe, ist, dass die Gespräche deutlich an Lebendigkeit gewinnen.
Und genau das ist das Ziel des Konzeptes. Ich muss noch die E-Mail an Herrn X schreiben oder Du wolltest noch die Präsentation für Projekt XY fertigstellen hören wir am Tag mehrfach und sind nicht Bestandteil des Meetings.
Es geht darum, was den Kollegen/die Kollegin beschäftigt; wie er/sie mit einem Projekt oder einer Aufgabe zurechtkommt; was er gerade privat erlebt.
Konkret kann dies heißen:
Was hat er/sie in den letzten Wochen Schönes erlebt?
Was möchte er/sie gerne im Unternehmen umsetzen?
Warum erreicht er/sie seine Ziele nicht?
Fehlt es an Zeit oder gar an Mut Dinge anzusprechen und zu verändern?
Diese Themen im Tagesgeschäft zu adressieren, fällt schwer oder ist gar unmöglich, da Zeitdruck herrscht. Beim Spaziergang können wir für alle diese Themen Zeit einräumen. Hier geht es nur um den einen Kollegen/sie eine Kollegin und seine/ihre persönlichen Gedanken.
Es hilft der Führungskraft im Alltag besser einschätzen zu können, warum sich ein Kollege/eine Kollegin entsprechend verhält, weil er/sie durch Eins-zu-Eins-Gespräche seine/ihre TeamkollegInnen immer besser kennenlernt und so auf ihre individuellen Bedürfnisse eingehen kann und frühzeitig Überforderung oder aber auch Unterforderung erkennen kann.
Damit ein Meeting im Freien erfolgreich verläuft, sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden: Ganz zu Beginn muss sichergestellt werden, dass diese Art der Kommunikationsform dem jeweiligen Führungsstil und auch der Persönlichkeit des Teamkollegen/der Teamkollegin entspricht. Ebenfalls muss klar sein, dass während eines Spazierganges kein Protokoll geführt wird, Notizen oder Skizzen angefertigt werden können. Dies würde das Gespräch unnötig verkomplizieren und zu einer Unterbrechung des Redeflusses führen.
Das Zeitfenster und die Häufigkeit des Spazierganges sollten angemessen sein und nicht überschritten werden. Ich blocke in meinem Kalender dafür alle zwei Wochen zwischen 30 Minuten und einer Stunde. Dies variiert je nach individuellem Wunsch des jeweiligen Teamkollegen/der jeweiligen Teamkollegin.
Sollte diese Zeit nicht ausreichen, können direkt nach dem Abstimmungstermin Folgetermine für noch offene Themen festgelegt werden, die nicht für einen Spaziergang geeignet sind oder können in der nächsten Abstimmungsrunde fortgeführt werden.
Natürlich gibt es auch beim Spaziergang ein paar Rahmenbedingungen, die eingehalten werden sollten.
Ich achte dabei auf die folgenden Aspekte:
1. Das Mobiltelefon wird nicht mitgeführt (es sei denn, es befindet sich einer der beiden in einem Bereitschaftsdienst, privat oder beruflich).
2. Am Ende des Spazierganges wird eine kurze Zusammenfassung von möglichen TODOs besprochen. Da dieser Spaziergang die Möglichkeit bietet, über persönliche Ziele zu sprechen sowie das Empfangen von neuen Impulsen ermöglicht und somit einen Brainstorming-Charakter haben wird, sollten hier wenig TODOs entstehen.
Mich interessiert Ihre Meinung dazu und welche Erfahrungen Sie mit Eins-zu-Eins-Gesprächen gemacht haben. – Schreiben Sie mir gerne via MAIL@FRANZISKA-OELLERER.COM.
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